Wieder geht ein Jahr zu Ende und wieder versuche ich viel zu spät, die letzten Fahrrad-Ereignisse noch schnell in Text zu pressen. Nicht nur deshalb wird dieser Bericht hier kürzer. Es wiederholt sich nun mal auch so einiges – was ich dann weglassen kann. Mit Oli stand dieses Jahr also der Stoneman Miriquidi Road 2022 an. Gemütliche 3 Tage hatten wir vorgesehen – also bronze. Dabei sollte die Aufteilung der Strecke
ein wenig gleichmäßiger sein, als letztes Jahr. Wieder blieb dieses Jahr die Planung an Oli hängen. Ich komme irgendwie nicht mehr zu potte.
Am 18. August, einem Donnerstag, ging es nach der Arbeit also wieder Richtung Erzgebirge. Oli fuhr. Auf der Autobahn zog es sich etwas, wir kamen aber locker im Hellen an. Ziel war das Hotel Talblick, ein kleines Hotel an einer Sackgasse in Holzau, nicht weit von der dortigen Stanzstelle, 200 Meter neben dem Track. Obwohl es so dicht am Track liegt, ist es von diesem praktisch nicht zu erkennen.
Oli fiel recht zeitig die Werbung für eine “Blockline” auf – wie sich herausstellte, ist die Blockline ein neues Bike-Abenteuer im Erzgebirge und der Track dafür führt direkt am Hotel Talblick vorbei. Aber erst mal einchecken, auspacken, Räder verstauen (in einer Garage schräg gegenüber) und etwas essen – dabei kann die Reihenfolge durchaus anders gewesen sein. Diesmal hatten wir wieder das volle Starterpaket mit herkömmlicher, “echter” Stanzkarte. Mit der digitalen im letzten Jahr gab es ja doch ein paar Probleme.
Miriquidi Road 2022 – Tag 1
Am nächsten Morgen: Nebel. Konnte man am Vortag noch einen Blick in die Gegend genießen so sah man jetzt nur noch Nebel.
Es half alles nichts, nach dem Frühstück mußten wir los. Für den Gepäcktransfer packten wir unsere Sachen in Olis große Reisetasche. Dann die Räder aus der Garage geholt und ab – zur 1. Stanzstelle waren es ja nur ein paar Meter. Von Holzau ging es nach Bärenfels, 18km mit 302 hm. Von Bärenfells ging es dann schon nach Zinnwald – 13 km mit 330 hm. Der Nebel bzw die tiefhängenden Wolken verwehrten jeden Blick in die Ferne. Die Feuchtigkeit stand praktisch in der Luft, die Straßen waren nass. Ganz gegen meine sonstige Gewohnheit hatte ich nur die Oberrohrtasche am Rad, die Rahmentasche blieb im Gepäck, welches zur nächsten Unterkunft unterwegs war.
In Zinnwald war das Wetter nicht anders. An der Stanzstelle wieder Werbung bzw Hinweise auf die Blockline. Die Tracks von Blockline und Stoneman scheinen sich öfter zu schneiden.
Von Zinnwald ging es wieder direkt nach Tschechien und weiter Richtung Zámek Valdstejnu. Diesen Kontrollpunkt an einer Sporthalle o.ä. hatten wir im Vorjahr sehr lange suchen müssen. Jetzt fuhren wir fast direkt dort hin. Dort ein Gel und weiter ging es Richtung Nova Ves v Horach. Auf dem Weg dorthin hielten wir aber erstmal an einem kleinen Lokal am Wegesrand, kurz vor der deutschen Grenze (Deutscheinsidel), und aßen sehr lecker und günstig zu Mittag – es war auch schon nach 14 Uhr.
Spätestens auf diesem Teilstück lief es dann für mich wieder schleppend – trotz der Mittagspause. Zwischendurch waren doch ein paar ordentliche Steigungen zu absolvieren und hier ging es scheinbar auch beständig bergauf. Außerdem waren wir ständig in Ortschaften – oder die Ausläufer der letzten Stadt reichten so weit. Wie sich dann an der Stanzstelle in Nova Ves v Horach herausstellte, haben wir diese aus einer anderen Richtung als das letzte Jahr erreicht, die Wegführung war also ab einem Punkt (ab welchen?) anders.
Weiter ging es nach Chomutov. Hier war die Stanzstelle ja im Zoo. Es macht schon viel aus, wenn man die Kontrollpunkte nicht mühsam suchen muss sondern weiß, wo sie sich befinden. Es kann mit Baustellen u.ä. immer noch schwer genug sein, dorthin zu gelangen. Wir fuhren den Kontrollpunkt an und fuhren gleich weiter in Richtung Hotel.
Das Hotel Bobr (Biber) lag fast direkt am Track, man mußte lediglich 20m in eine Seitenstraße einfahren. Dieses Hotel ist kein offizieller Logis-Partner des Stoneman, Oli hatte es wohl wegen der Aufteilung der Tour und der Lage an der Route gebucht. Kürzlich wurde es umgebaut, hell, freundlich, modern. Nur der klapprige Fahrstuhl ohne Innentüren fiel ein wenig aus dem Rahmen. Unser Gepäck war schon da und nach einer Dusche ging es ins Restaurant.
Eigentlich freuten wir uns auf ein typisch böhmisches Essen mit Knoblauchsuppe und Knödel – leider war die Küche dafür wohl zu modern. Überhaupt war das Restaurant eher eine Mischung aus Bar und Club als ein Restaurant. Der bestellte Burger war trotzdem sehr lecker und um Klassen besser als ähnliche Produkte in den üblichen Burger-Läden.
An diesem Tag standen 120km auf der Uhr, Fahrzeit 7 Stunden, Schnitt 17,3 km/h. 2140 hm haben wir überwunden.
Stoneman Miriquidi Tag 2
Nach dem Frühstück das Gepäck abgegeben und auf ging es zur 2. Etappe. Zuerst raus aus Chomutov. Es dauert schon etwas, bis wir wieder am Tagebau waren. Das Wetter war wieder grau, der Himmel wolkenverhangen. Der Radweg war zu großen Teilen in einem schlechten Zustand. Ich weiß nicht, ob er letztes Jahr besser war oder das bessere Wetter mich über manches hinwegblicken ließ. Auf jeden Fall war der immer noch recht neu wirkende Asphalt an vielen Stellen aufgebrochen, rissig, abgekippt. In viele Risse hätte auch locker ein MTB-Reifen gepasst, ein Rennrad-Reifen allem.
In Kadan kamen wir diesmal problemlos an der Ohre lang, letztes Jahr war hier noch wegen eines Festivals ein kleiner Umweg nötig. Am Staudamm schnell ein paar Fotos geschossen und weiter ging es. Zwar gab es hier keinen Wolkenbruch wie im letzten Jahr – aber naß war es trotzdem.
In Klasterec nad Ohri konnten wir diesmal direkt den Kontrollpunkt anfahren – letztes Jahr haben wir hier auch viel Zeit mit der Suche verloren. Hier begann praktisch der Einstieg in den Klinovec – auch, wenn es noch 30km bis zum Klinovec waren. Diese wurden versüßt mit 1121 hm. Direkt am Ausgang des Ortes begannen die ersten Steigungen. Hier war Oli natürlich schnell wieder weg.
Bis zum Gipfel des Klinovec dauerte es noch ca zweieinhalb Stunden! Als wir oben ankamen, nieselte es (mal wieder) ganz leicht. Gleich nach dem Stanzen der Karte begaben wir uns zu einer kleinen Hütte um dort zu essen. Hier machten viele Downhiller Pause, die sich sonst mit Lift den Berg hochbringen ließen. Mit Rennrad waren wir die Einzigen dort – soweit ich mich erinnere. Endlich gab es Knoblauchsuppe und Knödel. Es sieht auf dem Klinovec etwas trostlos aus. Die alten Gebäude scheint man dem Verfall preisgegeben zu haben, Fenster und Türen vernagelt. Andererseits gibt es die neue Bergstation der Seilbahn und diese Hütte und andere Gebäude.
Im leichten Nieselregen ging es vom Klinovec runter in Richtung Fichtelberg. Das nasse Wetter, der Fahrtwind bei der Abfahrt – schön ist anders. Zum Glück ging es dann irgendwann bergauf und zumindest der Fahrtwind fiel damit weg… ;-) Die Fotos vom Essen auf dem Klinovec entstanden um 13:12 Uhr, das Foto vom Kontrollpunkt auf dem Fichtelberg um 14:04 – die beiden Gipfel liegen eben nahe beieinander. Den Fichtelberg haben wir dann wieder schnell Richtung Bärenstein verlassen.
Hier fährt man auf tschechischer Seite zunächst weitestgehend in der Ebene, erst in Bärenstein beginnt dann der “schönste” Anstieg des Stoneman. Eigentlich sind es nur 2 km – mit Steigungen bis zu angeblich 21%, sonst werden bei Komoot 8-18 % angezeigt. Die reinste Quälerei für mich – die Luft hat aber noch für ein paar “dumme” Sprüche mit ein paar Anwohnern gereicht. Um 15:12 Uhr waren wir auf dem Bärenstein und nach kurzem Durchatmen ging es gleich weiter in Richtung 3-Brüder-Höhe.
Gut 30 km mit ca. 500 hm waren hier zurückzulegen.- Ich weiß nicht mehr, ob es auf diesem Teilstück ist oder woanders – es gibt beim Stoneman Road original aber mindestens 2 Abschnitte, die sich für mich “ewig” hinziehen. Sie sind insgesamt nicht sehr steil – aber eben lang, mit stetiger Steigung und einigen Kurven. Oli verliere ich hier schnell – und für lange Zeit – aus den Augen. Der eine Abschnitt ist eine gut ausgebaute aber kaum befahrene Landstraße. Der andere Abschnitt ist eine “kleinere” Landstraße, etwas schmaler, minimal “schlechterer” Asphalt. Hier verläuft ein Baukabel, an ca. 1 m hohen Stäben/Latten parallel zur Straße. Irgendwann kommt eine “Baustelle” neben der Straße mit Container und einem Bagger. Ich komme eben nur nicht mehr darauf, wo diese Abschnitte waren.
Auf jeden Fall kamen wir gegen 17:20 in der 3-Brüder-Höhe an. Hier mußten wir eine ganze Weile warten, bis sich jemand an der Rezeption einfand. Das Hotel war voll und das Personal hatte alle Hände voll zu tun. Zum Glück war unser Gepäck schon dort und nachdem die Formalitäten erledigt waren, konnten Oli und ich das geradezu romantische (oder kitschige?) Zimmer beziehen. ;-) . Die nassen Klamotten wurden zum Trocknen auf den Heizungen und allen mögliche Ablagen verteilt und nach dem Duschen ging es ins Lokal.
Der Chef bediente persönlich. Das Essen war wirklich gut, auch der brennende Alkohol war recht lecker – wir mußten da nachbestellen. Bei 2 von der Sorte blieb es dann aber auch – denn einen Tag hatten wir noch vor uns. an diesem 2. Tag haben wir 115 km zurückgelegt, die Fahrzeit betrug 7 Std 27 Min und 2330 hm haben wir geschafft. Mein Durchschnittstempo lag somit bei 15,5 km/h.
Stoneman Miriquidi Road 2022 – Tag 3
Am nächsten Tag ging es von der 3-Brüder-Höhe durch Marienberg, wo wir vor 2 Jahren Unterkunft fanden. Kurz hinter Marienberg gibt es 2 kurz Steigungen, nur 3km weiter, hinter Pobershau, geht es mit bis zu 20% für 2,5 km steil bergauf. Nach knapp 10 km war erstmal der höchste Punkt erreicht, bevor es nach weiteren 7 km mit nur wenigen kurzen Steigungen und Gefällen dann für fast 13 km bergab ging.
Am Ende der Abfahrt waren wir an der Saigerhütte in Olbernau-Grünthal. Kurz zuvor regnete es etwas heftiger – hörte nach 1-2 Minuten aber auch wieder auf und es war nur noch der (fast übliche) feine Nieselregen, der uns beim Stoneman scheinbar immer begleitet. Bei diesem Wetter und zu dieser recht frühen Stunde war das Lokal noch geschlossen und auch sonst kaum ein Mensch zu sehen. Für uns ging es diesmal also gleich weiter.
Nach dieser langen Abfahrt nach Olbernau, wo man wirklich sehr lange nur bremsen, aber nicht treten mußte, ging es natürlich wieder bergauf. Für ca 14 km mußten wir von 475 m Höhe wieder auf 778 m – dem Schwartenberg. Kurz zuvor hielten wir aber noch in Seiffen und machten bei Kaffee und einem Imbiss eine kleine Pause von knapp 30 min. Für die gut 5 km und 190 hm bis zum Kontrollpunkt auf dem Schwartenberg brauchten wir dann noch 30 Minuten.
Damit begann schon die letzte Etappe, zurück Richtung Holzau. Noch 21 km und 270 hm lagen vor uns. Diesmal nahmen wir uns an der Talsperre Rauschenbach etwas mehr Zeit und gingen auch auf die Staumauer.
Ein paar Kilometer vor Holzau ging es auf gut asphaltierten Straßen durch den Wald. Zunächst für 1 km auf einer Hauptstraße und dann ca. 5 auf einem Waldweg ohne Autoverkehr. Die Abschnitte verliefen schnurgerade, mit wie mit dem Lineal gezogen. Wir kamen recht weit oben in Holzhau aus dem Wald. Eigentlich hatte ich hier einen steileren Anstieg in Erinnerng – aber das bringe ich vielleicht etwas durcheinander. Dafür ging es nach 1-2 km auf die Abfahrt Richtung Checkpoint bzw Hotel. Hier nahm ich aber doch lieber etwas Tempo raus, ich bin da eh vorsichtig, die feuchten Straßen waren mir auch nicht ganz geheuer.
Kurz vor 14 Uhr wieder am Startpunkt unserer Tour auf dem Stoneman Miriquidi Road 2022 angekommen, wurde das Wetter besser, sogar die Sonne kam etwas raus. Also setzten wir uns auf die Terrasse und bestellten Mittagessen. Der Wind wurde teilweise zwar etwas frisch, es war aber noch in den Radklamotten ohne Jacke auszuhalten. So ein Wetter hätte ich mir auch während der Fahrt gewünscht!
Der letzte Tag brachte 64,8 km bei 1030 hm. Wir waren 3 Std und 24 Minuten unterwegs – das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19 km/h
Fazit
Zumindest mit zeitlichem Abstand empfinde ich diese Tour als die entspannteste meiner mittlerweile 4 Fahrten auf dem Stonemann Miriqidi. Das liegt zum einen natürlich daran, dass wir uns absichtlich 3 Tage Zeit gelassen haben. Silber (also 2 Tage) wäre für mich wohl noch drin, Gold (1 Tag) ist für mich illusorisch bzw wäre nur reine Quälerei. Hinzu kommt aber auch, dass wir die einzelnen Kontrollpunkte aus den vergangenen Jahren bereits kannten und nicht lange suchen mußten. Auch wenn die Routenführung z.T. etwas anders war, war das ein großer Vorteil.
Geradezu verblüffend war auch, dass ich überhaupt keine Krämpfe hatte – obwohl ich absichtlich kaum Magnesium nahm. Vielleicht war es nicht so anstrengend wie die Fahrt nach Thüringen – oder aber es liegt weniger am Magnesium als am ganz normalen Salz. So habe ich beim Stoneman Miriquidi Road 2022 wohl nur am 1. Tag Magnesium genommenen. Dafür habe ich beim Essen absichtlich etwas mehr Salz auf Frühstücksei getan. Kann natürlich Zufall sein, ich muss das mal weiter beobachten. Wie immer vielen Dank an Oli, sowohl für die Planung als auch seine Geduld und das Warten!