Tag 1 war rum, es folgte Tag 2 auf dem Stoneman Miriquidi Road. Der Wecker klingelte wieder gegen 6:30 Uhr. Frühstück gab es natürlich wieder ab 7:00 Uhr. Mein Versuch, am Vorabend noch die Kette zu “fetten” (ich nehme beim Rennrad Kettenwachs) scheiterte am Platzmangel im Fahrradabstellraum – ich kam kaum an die Kette ran, die Kurbel konnte ich nicht drehen. Also mußte ich das schnell am Morgen erledigen. Eigentlich soll das Wachs ja ein paar Stunden trockenen – das war heut eben nicht drin. Hinzu kam, dass es
nach Regen aussah – der Himmel war nur grau in grau. Also haben wir vorsichtshalber Schutzbleche montiert. Arm- und Knielinge habe ich aus dem Rucksack geworfen, dafür noch die Neopren-Überschuhe eingepackt. Es ging los
Richtung Greifensteine
Bedeckt und diesig – aber trocken – so begann unser Tag 2 auf dem Stoneman Miriquidi Road. Es war kühler als am Vortag, dafür sorgte wohl der Regen in der Nacht. Die Strecke, die wir heute zurücklegen mußten, war nur etwa halb so lang wie am Vortag. Dafür hatten wir heute den Fichtelberg vor uns, der höchste Gipfel bei dieser C-Edition. Außerdem steckte uns noch der Vortag in den Knochen, Muskelkater hatte aber keiner von uns.
Der Track führte von Marienberg zunächst über ein kurzes Stück Schnellstraße – eigentlich fast illegal würde ich behaupten. Es ging aber nach nach ca 500 m nach links von dieser Straße runter.
Die Regensachen waren zwar noch im Rucksack – ich hatte aber wegen der nassen Straßen schon eine leichte Windjacke und die Überschuhe angelegt – so weit ich mich erinnere. Letztere habe ich vor vielen Jahren mal für ein dickes Paar MTB-Schuhe gekauft. Für die Halbschuhe (mit MTB-Cleats), die ich auf dieser Tour anhatte, waren sie einfach zu groß. Das machte erhebliche Probleme beim Einrasten, da die Öffnung der Überschuhe selten direkt über den Cleats saß. Kaum von der o.g. Schnellstraße runter, mußt ich schon anhalten und nachjustieren.
Es ging wieder über ruhige, kleine Straßen mit größtenteils bestem Asphalt. Wieder war der eine oder andere kleine Umweg dabei – aber die Höhenmeter müssen ja irgendwo herkommen. ;-) Bei einigen kurzen Abfahrten zog es doch ganz schön an den Knien und ich bereute schon, die Knielinge ausgepackt zu haben.
Die letzten 5 km zu den Greifensteinen ging es beständig bergauf, die letzten 2 km dann inmitten eines dunklen Waldes. Die dunkle Wirkung wurde durch das schlechte Wetter noch etwas verstärkt. Bei den Greifensteinen gab es etliche Gebäude, einen Spielplatz, ein Open-air-Theater – nur die Stanzstelle konnten wir nicht finden. So suchten wir dort eine ganze Weile herum bis wir auf der Rückseite einer großen Infotafel dann die Stanze fanden. Die Tafel war kaum zu übersehen, auch wenn sie im Schatten großer Bäume stand – nur dass auf der Rückseite noch etwas war – das erkannten wir zu spät. Hier hätte ich mir doch einen zusätzlichen Hinweis oben drauf, oder ähnlich gewünscht.
Runter vom Greifenstein fuhren wir Richtung Geyrischer Teich – hier fand scheinbar gerade ein Porsche-Treffen statt, zumindest wurden wir von unzähligen Fahrzeugen dieses Herstellers überholt.
Nach Rittersgrün
Rittersgrün ist wohl der erste Checkpoint, den wir von der Stoneman Miriquidi MTB im letzten Jahr kannten. Alle Checkpoints vom Tag 1 waren für uns hingegen neu. Zunächst passierte aber das, was den ganzen Tag schon in der Luft lag – was wir aber nicht erleben wollten. Kurz nachdem Oli erwähnte, dass es wohl trocken bleiben würde, begann es natürlich zu regnen. Zunächst nur ganz leicht und ich dachte, es geht vorüber – aber bei Kilometer 40 hielten wir doch an einer Bushaltestelle und zogen uns die Regensachen über. Für die nächsten 80 Kilometer war der Regen praktisch unser ständiger Begleiter. Bergab drohte gelegentlich das Hinterrad beim Bremsen wegzugehen – ich versuchte mehr mit der Vorderradbremse zu arbeiten.
Obwohl wir schon mal am Checkpoint Rittersgrün waren, hatten wir Probleme, ihn zu finden. Ich hatte mir von den Greifensteinen zwar die Entfernung nach Rittersgrün gemerkt – aber konnte man dem trauen? Das Ortseingangsschild lag schon hinter uns – aber die Orte sind oft langgestreckt in einem Tal, an einem Fluss. Von den seit Greifensteine zurückgelegten Kilometern sind es aber noch etwa 4 bis zur Stanze. Wir hielten an einer Bushaltestelle und stellten uns unter. Ich schrieb eine Nachricht an Göran, ob der Checkpoint direkt an der Hauptstraße ist. Oli meint, er sei etwas abgelegen. Ein Rennradfahrer fährt vorbei, wendet, kehrt zurück.
Auch er fragt nach dem Checkpoint, wir suchen auf den Handys, das Netz ist für uns alle nicht so gut. Der andere Fahrer gehört eigentlich zu einer größeren Gruppe und fährt nur noch aus Sympathie mit, er fuhr kurz vorher schon Gold. Jetzt ist er allein unterwegs, die Leistungsunterschiede in der Gruppe sind wohl recht groß. Eigentlich sind sie das auch bei mir und Oli – Oli hat aber wohl die Gelassenheit, mein Tempo zu akzeptieren.
Wir biegen nach links von der Straße ab, nehmen 2 kurze, recht knackige Steigungen. Irgendwann sehen wir unten rechts, direkt an der Hauptstraße den Checkpoint. Von der Bushaltestelle hätten wir nur 1-2 km der Straße folgen müssen… Im Vergleich zum Vorjahr sieht es am Checkpoint etwas anders aus. Rund um die 2 Kühlschränke ist gespaltenes Brennholz gestapelt, viele Notizzettel mit Danksagungen wurden dort angepinnt. In den Kühlschränken: diverse Getränke, Riegel. Es gibt Brötchen und etwas Wurst. An den Pfosten hängen diverse laminierte Hinweise: das WLAN-Passwort, die Bitte um eine Radlänge Abstand. Manches oder alles davon auch auf Tschechisch. Außerdem hängt dort eine Fußpumpe.
Ich weiß nicht mehr, was ich nahm, aber auf jeden Fall habe ich meine “Spende” hinterlassen. Wir füllten unsere Flaschen auf, stanzten die Karten und machten uns an die Weiterfahrt. Danke für diesen Service in Rittersgrün! In normalen Zeiten geht es von Rittersgrün mit MTB über Tschechien zum Rabenberg, jetzt, 2020 führen auf der C-Variante die Strecken für MTB und Rennrad zum Fichtelberg. Die MTB-Route ist ca. 2 km länger und hat 200 hm mehr. Das große Schild an der Straße zeigte hier nur die Details für beide c-Varianten.
Auf zum Fichtelberg
Von Rittersgrün zum Fichtelberg war es nicht weit – aber schön steil. Knapp 14 km und 580 hm sind zu bewältigen. Nicht nur für Tag 2 auf dem Stoneman Miriquidi Road, sondern insgesamt (auf der C-Edition) war das der höchste Gipfel, der uns jetzt bevorstand. Lt. Göran und Karl soll es aber recht “angenehm” zu fahren sein, da es nicht steil, dafür aber allmählich bergauf geht. Kurz nach Rittersgrün war es dann, dass Oli immer weiter vorneweg fuhr. Wir wollten uns in Tellerhäuser treffen, lt Oli gab es dort ein nettes Lokal. In Tellerhäuser hielt ich also die Augen offen, fand aber kein Restaurant. Dafür gab es eine Vollsperrung der Straße wegen einer Baustelle. Mit Rad kam man aber durch, nur bei einem querstehenden Bagger mußte ich ganz kurz absteigen. Ich versuchte Oli per Whatsapp zu erreichen – das Netz war aber wieder recht schlecht. Ich beschloss also weiterzufahren.
Irgendwann hinter Tellerhäuser kommt ein schnurgerades Stück Straße. Eigentlich müßte das eine recht stark befahrende Straße sein, sie war auch gut ausgebaut und recht breit. Dank der Baustelle in Tellerhäuser gab es aber praktisch keine Autos hier. Ich war völlig allein. Mein Rad, der Regen und ich. So angenehm fand ich es aber gar nicht. Ich hatte doch zu tun und bin einige Male aus dem Sattel – was für mich recht ungewöhnlich ist. Nicht, weil ich es sonst nicht nötig habe, sondern weil ich es nicht mag und nicht richtig kann. Bei diesen Gelegenheiten merkte ich jetzt, dass die von mir hier gelobte Oberrohrtasche am Rennrad vielleicht doch nicht so ideal ist: sie ist oben sehr breit und stieß immer an die Oberschenkel, wenn ich aus dem Sattel ging. Ich überlegte auch ernsthaft, ein Stück zu laufen – hielt aber durch.
Vor dem letzten Anstieg zum Fichtelberg kam noch ein kurzer, ebener Abschnitt. Hier wollte ich ein wenig Tempo machen und aufs große Kettenblatt schalten. Es ging nicht – ich war schon auf dem großen Kettenblatt – oder noch? Bin ich ab Tellerhäuser auf dem großen Blatt gefahren? Hätte ich da noch Reserven bei den Gängen gehabt – oder habe ich einfach unbewußt vorher geschaltet?
Irgendwann kam ein Anruf von Oli, er ist auf dem Fichtelberg und wartet in der Gaststätte. Also auf zum höchsten Gipfel am Tag 2 auf dem Stoneman Miriquidi Road – und dem höchsten bei dieser Tour. In einer Linkskurve ging es links ab zum Fichtelberg. Ein paar Rennradfahrer kamen mir auf halber Strecke entgegen und machten mir Mut. Sie gehörten wohl zu der Gruppe des Fahrers, den wir in Rittersgrün trafen. Sie fuhren ohne Gepäck und ohne Regensachen – ich kam mir gerade etwas blöde vor.
Auf dem Gipfel zunächst die Karte gestanzt. Die Sicht vom Gipfel: praktisch null. Von der Stanzstelle konnte man kaum das Lokal erkennen, zu dem ich jetzt rollte.
Olis Rad stand vor der Tür- meins stellte ich dazu. Auf dem Gipfel war kaum Betrieb, die Leute, die bei diesem Sauwetter oben waren, waren wohl alle im Restaurant. Im Vorraum lagen ein paar Sachen von Oli, ich zog mein Regenzeug aus und ließ es ebenfalls dort liegen. Oli hatte schon ein Weizen und eine Knoblauchsuppe. Selbiges bestellte ich auch für mich, dazu holten wir uns noch je einen Kaffee. Nach etwa 40 Minuten schlüpften wir wieder in unsere Regensachen und ließen uns vom Gipfel abwärts rollen. An der Hauptstraße machten wir halt, Oli justierte seine Bremse nach. Der Regen hatte aufgehört. Weiter ging es
Zum Bärenstein
Auch diesen Berg kannten wir aus dem letzten Jahr, der Weg zum Gipfel war jetzt natürlich ein anderer. Auf der Tafel auf dem Fichtelberg wurden 20 km und 253 Höhenmeter für den Weg zum Bärenstein angezeigt. Wir fuhren durch Oberwiesenthal und kamen fast an unserer 1. Unterkunft vom letzten Jahr vorbei, kurz vorher ging es aber links hoch. Es war ein sehr kurzer (ca. 150 m ) aber dafür knackiger Anstieg (lt. Strava 17%) und hier bin ich dann wenig Meter vor dem “Gipfel” abgestiegen.
Die Route führte wieder über kaum befahren Straßen und asphaltierte Feldwege. Einmal ging es kurz über Kopfsteinpflaster, einmal ein paar hundert Meter über einen unbefestigten Weg. Abseits der Ortschaften sahen wir kaum Autos. Immer öfter stellte Oli jetzt seine Bremse nach. Leider konnte man die Aussicht nicht genießen, da es praktisch keine Aussicht gab. Es war alles grau in grau. Nach 100 m verschwamm alles im Dunst. Also blieb der Blick auf die Straße gerichtet. Wahrscheinlich hätte ich die Aussicht auch so nicht mehr genießen können: klar steckte der Vortag noch in den Knochen, der wieder einsetzende Regen nervte, die Regensachen waren sowieso schon von innen nass. Ich war mehrfach schuld, dass wir wenige bis mehrere hundert Meter vom Weg abkamen. Zum Teil war es Unaufmerksamkeit, zum Teil schiebe ich das auf das Garmin: lag es am Wetter oder am dichten Wald? Das Garmin zeigte mir die Position oft 100 m vom eigentlichen Standort an – bei dicht aufeinanderfolgenden Abzweigungen nahm ich so gelegentlich die Falsche, was uns immer wieder zu Kehrtwenden zwang.
Seit dem Fichtelberg ging es größtenteils bergab, erst kurz vor dem Bärenstein mußten wir wieder lange und richtig reintreten. Ab dem Ort Bärenstein ging es dann beständig bergauf mit bis zu 17% (lt. Strava). Im Gegensatz zu MTB 2019 blieb ich diesmal im Sattel – auch, wenn es schwerfiel. Rollt ein Rennrad wirklich so viel leichter? Schließlich hatte ich ein Blatt weniger als beim MTB und das größte Ritzel an der Kassette war auch kleiner als am MTB.
Auf dem Bärenstein dann eine kurze Pause, ein paar Fotos, ein Gel, einmal Magnesium? So genau weiß ich das nicht mehr.
Zum letzten Gipfel vom Tag 2 auf dem Stoneman Miriquidi Road
Ein Gipfel lag noch vor uns: die 3-Brüder-Höhe, der Gipfel, den ich ursprünglich gern am Vortag schon erledigt hätte. Es sollten 33 km sein, die Höhenmeter weiß ich nicht mehr. Lt. Strava-Höhenprofil war dieser Abschnitt nahezu eben. Eigentlich habe ich an diesen Abschnitt kaum Erinnerungen. Es war im Grunde geschafft, der nächste Gipfel lag praktisch am Hotel, entsprechend beschwingt machten wir uns auf den Weg. Es gab noch ein paar kurze, kleine Anstiege in den nächsten Orten, nichts Spektakuläres. Dann kam eine lange Landstraße, links und rechts nur Wald, dieser war aber nicht so dicht. Rechter Hand der Standortübungsplatz der in Marienberg ansässigen Kaserne. Die Landstraße führte leicht bergauf, es fuhr sich gut, trotzdem konnte ich nicht an Oli dranbleiben. Ich hatte aber keine Probleme, mein eigenes Tempo zu fahren.
Irgendwo hat Oli gewartet und wir fuhren das letzte Stück gemeinsam. Noch einmal über eine Hauptverkehrsstraße und auf der anderen Seite einen leichten anstieg zur 3-Brüder-Höhe. Die Stanzstelle war direkt am Weg. Kurz ein paar Fotos im romantischem Straßenlampenlicht ;-) und es ging zum Hotel.
Eigentlich war es noch nicht besonders spät – allerdings doch später als erhofft. Es war schon etwas dunkel – aber eigentlich war es an diesem Tag auch kaum richtig hell. Wir kamen zum Hotel, montieren die Schutzbleche von den Rädern, verstauten alles im Auto. Dann machten wir uns ein wenig frisch, holten die Trophäen ab und machten uns auf dem Heimweg, nur noch kurz an der Tanke halten, Süßkram holen.
Ohne größere Störungen ging es im Auto nach Haus, die Route schien nur anders als auf der Hintour. Oli fuhr, Pause machten wir nicht mehr.
Das war unser Tag 2 auf dem Stoneman Miriquidi Road. Wie so oft ein unterschätzter 2. Tag – da eigentlich weniger Kilometer zu bewältigen waren. Tag 1 steckte mir aber doch in den Knochen und schlechtes Wetter schlägt auf die Stimmung. Aber wir haben es geschafft.
Nächstes Jahr also die Original-Route. Also vielleicht, mal sehen ob Oli Lust hat – oder wer sonst so langsam fahren kann wie ich – ohne umzukippen…. Und eigentlich muss man sich für so eine Tour auch mal 3 Tage Zeit lassen. Dann könnte man sich wirklich auch mal was genauer ansehen – zum Beispiel den Rundblick von den Greiffensteinen – oder öfter irgendwo einkehren und auch die Gegend ein wenig mehr genießen. Dass es für uns auch in 2 Tagen geht – oder für Göran und Karl an einem – wissen wir jetzt ja.
Hier wieder kurz zur Statistik von Strava:
Wir waren 10 Stunden und 52 Minuten unterwegs, davon 8 Stunden und 33 Minuten in Bewegung. Wir sind in dieser Zeit 127,29 km gefahren, was einem Schnitt von 14,7 km/h zur Folge hat. 2071 Höhenmeter haben wir überwunden. Und hier das Profil:
Fazit
Schön und anstrengend, wenn man eben doch nur ein Gelegenheitsfahrer ist. Es ist aber eben machbar. Ich fand es aber weniger anstrengend, als letztes Jahr mit MTB. Daniel meinte, es war fast anstrengender als seine Alpenüberquerung. Ich vermute, dass da das Wetter (er fuhr mit Björn ja bei über 30 Grad) und der 30 km Umweg zum Hotel eine nicht geringe Rolle spielten. Vielleicht sollten wir unseren “traditionellen Gruppenausflug” mit den Juten Jungs 2021 auf dem Stoneman verbringen – dann aber doch in 3 Tagen, wegen des gemütlichen Beisammenseins – wenn es endlich wieder gehen sollte.