Zum Jahreswechsel sollte es nach Tschechien gehen. Was macht man da, wenn der Wetterbericht Temperaturen um die 5 °C ankündigt? Man reist mit Rad zum Skifahren an. Ich fand die Idee ganz faszinierend, blieb nur noch die Frage:
ob ich die “Sommerräder” oder lieber die mit Spike-Reifen mitnehmen sollte. Da ich mich wie so oft nicht entscheiden konnte, nahm ich einfach beide Laufrad-Sätze mit. Also das Auto vollgeladen – einfach alles rein – und den Fahrradträger auf die Hängerkupplung gesetzt.
Hatte ich zunächst angenommen, dass meine Idee reichlich bescheuert ist, so mußte ich auf der Autobahn Richtung Dresden dann doch feststellen, dass ich nicht der Einzige war, der mit Rad in diese Richtung fuhr.
Am Hotel angekommen stellte sich heraus: alles richtig gemacht. Mit Rad zum Skifahren in in einer Gegend, in der kein Schnee lag… Blieb ja fast nur Rad fahren. Das Hotel in Jilemnice war ein wirklich schlechtes, deswegen möchte ich da kein Wort drüber verlieren. Nur soviel: das Vhyhlidka ist wirklich keine Buchung wert. Da es keine vernünftige Abstellmöglichkeit für das Rad gab, packte ich es Nachts in den Kofferraum.
Am nächsten Abend habe ich dann mal eine kleine Runde im Ort gedreht. Direkt am Hotel kann man ein paar Höhenmeter machen. Auf 10km waren das über 300hm – für einen aus dem Flachland schon recht ordentlich. Zudem hatte ich dann doch die Spike-Reifen drauf. Dafür habe ich den übernächsten Tag fast verschlafen. Ich war gerade dabei, dass Rad zusammenzubauen, als es doch relativ kräftig zu regnen anfing. Da konnte ich mich dann doch nicht überwinden. Also landete das Rad wieder im Kofferraum – bis zum 31.12.
An Silvester brach ich mit den Spike-Reifen auf. Die Tour führte mich grob Richtung Harrachov. Lt. Komoot gab es dort eine schöne Tour, die (im Sommer?) auch nicht all zu anspruchsvoll ist. Bis dorthin sind es aber knapp 20km. Die Route führte mehr oder weniger entlang der Jizera, einem Nebenfluss der Elbe. In Jilmenice war ein Radweg ausgeschildert. Dieser war im Grunde eine (etwas schmalere) der 2 Spuren, die in eine Richtung führten.
Nach wenigen Kilometern ging es auf eine Nebenstraße. Diese führte eine gefühlte Ewigkeit nur aufwärts. In einer kleinen Ortschaft kam mir ein Passant entgegen, der mich fragte, ob ich Sportler sei. Nun gut, ein wenig Sport ist Radfahren ja. Wir radebrechten ein paar kurze Sätze in sehr gebrochenem Englisch und er bot mir einen Schluck aus einer Flasche Ballentines an. Ich habe mehr oder weniger so getan, als ob, hatte aber im Hinterkopf, dass in Tschechien 0,0 Promille erlaubt sind – und ich wußte ja nicht, was mich noch erwartet.
Ein Stück weiter verließ ich endlich die asphaltierten Wege. Es ging einen Hang entlang der direkt von der Sonne beschienen war. Beim Start waren es sowieso Plusgrade und hier war es dann recht matschig. Bisher hatten die Spike-Reifen keinen Nutzen. Nach wenigen hundert Metern ging es in den Wald. Hier im Schatten hatten sich Reste von Schnee erhalten. Der Untergrund war eine Mischung aus Waldweg mit Naturstein – Gebirge eben.
Für mich war dieser Weg aber nach kurzer Zeit fast unfahrbar. auf großen Steinen boten die Spikes kaum halt und es wurde immer steiler – zunächst bergauf, dann bergab. Ich schob also einen Großteil dieses insgesamt recht kurzen Abschnittes.
Nach ca. 2-3 km kam ich schon wieder an die Hauptstraße. Beiderseits des Wegs lag immer mehr Schnee, wenn auch für diese Jahreszeit eigentlich zu wenig – zumindest meiner Erinnerung aus früheren Jahren nach. Radwege gab es schon längst keine mehr, die meisten Autofahrer fuhren aber sehr rücksichtsvoll und hielten beim Überholen großzügig Abstand. Trotzdem war mir manchmal doch ein klein wenig mulmig bei der kurvenreichen Strecke. Andererseits kann mich mir die Tour – ohne die kurzen Geländeabschnitte – auch gut mit Rennrad vorstellen.
Das Navi nutzen jede kleine Gelegenheit, mich kurz von der Hauptstraße zu holen. Gelegentlich waren es kurze Wege bzw. Zufahrten, die zu einem einzelnen Gehöft führten und als Pfad wieder auf die Hauptstraße gelangten. Es waren nur sehr wenig Gelegenheiten und sie waren auch nur ein paar hundert Meter lang. Sie kosteten in der Regel Zeit und brachten Höhenmeter. Vor Dolny Rokytnice ging es wieder einen Waldweg hoch, ich landete ein einem locker mit Häusern bebauten Hang. Links und Rechts des Weges geschlossene Schneedecke, am Hang gegenüber (hinter der Stadt) reger Verkehr auf der Piste.
Der Weg, der mich hier lt. Navi (oder Komoot?) weiterführen sollte, existierte offenbar nicht mehr – oder war unter der Schneedecke nicht erkennbar. Also folgte ich der kleinen Straße zur nächsten Hauptstraße und war damit dann auf der eigentlichen Rundtour von komoot. Es ging durch Rokytnice (ehem. Rochlitz an der Isar), wo ich wieder ein Stück abseits der Straße zurücklegte. Ab Ortsausgang war wieder Hauptstraße angesagt. Während ich mit Rad zum Skifahren war, waren andere tatsächlich mit Ski auf der Piste. Zumindest von weitem machten die Pisten hier einen besseren Eindruck als die in Janske Lazne, wo wir an den Vortagen waren.
Ab hier ging es praktisch nur noch bergauf. Langsam war auch Eis oder festgefahrener Schnee auf der Straße. Es war zwar gestreut – aber hier war ich doch froh über die Spike-Reifen. Langsam quälte ich mich also durch die Kurven den Berg hinauf. Wie auf der gesamten Tour begegneten mir auch hier nur wenige Fahrzeuge. Die meisten Leute waren wohl bei den Silvestervorbereitungen oder auf der Piste.
Nach 4km permanenten Anstieg (zwischen 5 und 20%) sollte ich dann scharf nach links von der Hauptstraße runter. Ich fuhr zunächst dran vorbei. Lt Komoot sollten nur 600m der Tour unbefestigt sein – möglich, dass dieser Waldweg auch befestigt war – allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Zumindest war unter der hier dicken Schneeschicht nichts zu merken. Zunächst wollte ich ein Stück schieben.. Lt. Navi sah es allerdings so aus, als würde der Weg lange so bleiben. An dieser Stelle brach ich ab und machte mich auf den Rückweg.
Ich fuhr die selbe Strecke zurück, verzichtete allerdings weitestgehend auf die Abstecher von der Hauptstraße runter. Letztlich war es auch die richtige Entscheidung da es sich doch ein wenig bewölkte und dann auch die Dämmerung einsetzte. Ich bin ganz entspannt gefahren, ohne Eile. Trotzdem: bisher hatte ich auf der Tour nichts gegessen, was sich kurz vorm Hotel auch bemerkbar machte. Also holte ich das kurz vor Ende des Ausfluges noch schnell nach. Im Jilemnice fuhr ich noch eine Runde im Kreis um die Höhenmeter etwas aufzufüllen. Ich war 5,5 Stunden unterwegs, davon gut 4 Stunden “in Bewegung” für die 54km. Jetzt hieß es noch, das Rad wieder im Kofferraum zu verstauen. Am Abend stieg dann die Silvesterfeier im Hotel. Aber wie schon zum Hotel gesagt: auch die Silvesterfeier war nicht der Rede wert. Das Beste war die Radtour…
Hier noch kurz die Daten der Tour, downloadbar über Rechtsklick auf diesen Link.