Wie das eine oder andere Mal erwähnt, bin ich doch gelegentlich mit dem Rad unterwegs. Rund um den Wohnort findet man sich in der Regel einfach so zurecht bzw. kommt schon irgendwie wieder nach Hause. Was aber, wenn die Tour mal in unbekannte Gegenden führt, wie hier auf dem Weg an die Mecklenburger Seenplatte oder hier auf der Mauerrunde um Berlin? Es gibt da zum einen die gute alte Landkarte, z.T. auch speziell auf Radfahrer zugeschnitten. Und es gibt die moderne Technik in Form von Navigationsgeräten. Auch diese gibt es speziell für Fahrradfahrer und Wanderer. Navigation mit dem Rad ist also möglich. Es gibt natürlich auch eine Vielzahl von Apps für das Smartphone. Dabei dienen diese Geräte und Apps oft nicht nur der Navigation sondern auch der Aufzeichnung von Routen. Man kann dann hinterher am Gerät oder am PC nachsehen, wo man lang gefahren ist, wie schnell man war u.v.m.
Grundsätzliches
Wer die Trackaufzeichnung oder „Navigation“ probieren möchte, nimmt wohl erst mal eine entsprechende App für’s Smartphone. Eine echte Navigation wie im Auto ist damit – je nach Gerät – allerdings nicht immer möglich. Man sieht auf dem Display oft lediglich den Routenverlauf und kann diesen nachfahren. Navigationsansagen gibt es oft nicht.
Mit einer App auf dem vorhandene Smartphone hält sich der finanzielle Aufwand in Grenzen bzw. fast bei Null. Entsprechende Apps gibt es in der Grundversion oft kostenlos. Ob man Geld für eine Smartphone-Halterung ausgibt, muss man von Fall zu Fall entscheiden. Bei den Apps muss man oft unterscheiden: es gibt Apps, die eher fürs Tracking – also das Aufzeichnen von Tracks gedacht sind. Das Routing (die „Navigation“) ist dort nur Nebensache – wenn überhaupt vorhanden. Dann gibt es Apps, die sind vor allem als digitale Wanderkarte gedacht, können oft aber ebenfalls den zurückgelegten Weg aufzeichnen.
Zur ersten Kategorie gehören eindeutig Runtastic und Strava. Beide Apps dienen in erster Linie zum Aufzeichnen gefahrener Strecken und zum Training. Dabei können per Bluetooth auch andere Sensoren mit dem Smartphone gekoppelt werden. So kann die Herzfrequenz, die Leistung oder die Trittfrequenz aufgezeichnet werden – wenn Herz- und Trittfrequenzmesser vorhanden sind. Die Apps ermöglichen dann den Vergleich mit anderen Fahrern, die auf der gleichen Strecke unterwegs waren. Somit sind diese Apps vor allem bei (Rad-) Sportlern beliebt, die etwas schneller unterwegs sind. Nach der Fahrt (mit kostenpflichtigem Premiun-Account auch live) kann man z.B. schauen, wo man in der Bestenliste eines Abschnittes steht.
Um neue Routen zu entdecken oder Touren zu fahren bieten sich eher GPSies oder Komoot an. Hier wird man (bei Komoot) auch per Sprachanweisungen gelotst – das Smartphone kann also im Rucksack bleiben, man muss nicht ständig aufs Display schauen. Es werden geplante Touren angeboten, die von anderen Nutzern hochgeladen wurden. Oft gibt es dazu Fotos und Beschreibungen. Man kann auch selbst Routen erstellen und dann abfahren. Der tatsächlich zurückgelegten Weg wird ebenfalls aufgezeichnet. Somit kann man die gefahrenen Routen auch wieder anderen Nutzern zur Verfügung stellen. Gerade Komoot scheint mir hier sehr komfortabel.
Ein Vorteil vieler Apps kann auch ein Nachteil sein – je nach Standpunkt. So sind die Einstellmöglichkeiten oft eher mau. Wenige Einstellmöglichkeiten bedeuten aber nicht, dass die Apps alle leicht zu bedienen wären. Die Oberflächen sind oft ganz schön vollgepackt und an jede App muss man sich natürlich erst gewöhnen.
Die ständig (im Hintergrund) laufenden Apps saugen auch am Akku des Smartphones – besonders, wenn man das Display an läßt. Läuft Strava im Hintergrund und ist das Display aus, so hält ein iPhone aber mehrere Stunden durch. Es schadet aber nichts, ein Akku-Pack dabei zu haben. Das kann man übrigens auch verwenden, wenn man auf separate Geräte wie die von Garmin, TomTom o.ö. setzt. Gerade die teureren Geräte haben meist einen fest eingebauten Akku. Dieser soll zwar ca. 10 Stunden halten – aber sicher ist sicher. Preiswertere Geräte werden oft mit normalen Batterien bzw. Akkus betrieben, die man unterwegs wechseln kann – für mich ein Pluspunkt.
Aufzeichnungen oder navigieren?
Wem es wirklich nur um die Routenaufzeichnung geht, der kann auch eine GPS-Tracker verwenden. Diese gibt es für relativ wenig Geld. Die Geräte sind in etwa so groß wie eine Streichholzschachtel. Die Bedienung ist aufgrund des winzigen Displays eher mühsam – aber nach einer Eingewöhnung funktioniert auch das. Ansehen kann man sich die Routen dann am PC. Auch Dateien von einem solchen Tracker lassen sich zu den diversen Diensten wie Strava oder Runtastic oder GPSies hochladen – vorausgesetzt, die entsprechende Seite ist in der Lage, das Datei-Format des Trackers in (meist) gpx umzuwandeln.
Der Minihomer (oben, Mitte) kann sogar alle 0,1 s einen Trackpunkt setzen – allerdings hält der Akku dann nicht lange durch.
Übrigens kann man mit aufgezeichneten Tracks auch Fotos autom mit GPS-Daten versehen. Zwar ist das bei den meisten Handy von Hause aus möglich aber bei vielen Kompakt-, System-, oder SLR-Kameras noch nicht. Voraussetzung ist, das die Uhr in der Kamera korrekt eingestellt ist, da die Bilder anhand der aufnahmezeit dem entspr. Standort des Trackers zu dieser Zeit zugeordnet werden. Das funktioniert z.B. mit Geosetter (Freeware).
Natürlich gibt es auch extra-Fahrrad-Navis bzw. externe Geräte. Die Preise hier beginnen bei um die 100€. Auch von diesen Geräten kann man zu den bereits genannten Diensten oder Seiten Dateien hochladen. Beliebt sind hier – zumindest unter den “sportlicheren” Fahrern – diverse Geräte von Garmin. Diese haben z.T. schon Strava integriert bzw. können Daten von Strava auswerten. So können sie live anzeigen, auf welchem Segment man sich befindet und wie dort die Bestzeit ist.
Die Beliebtheit der Garmin-Geräte hat wohl noch einen anderen Grund: bei diesen Geräten kann man einfach alternative (kostenlose) Karten verwenden. Hier zum Beispiel die Karten von OpenMTBMap. Garmin stellt außerdem verschiedene Programme zum Anlegen und Bearbeiten von Tracks und Routen kostenlos zur Verfügung. Dazu kommen wir noch in einem späteren Beitrag. (Ich muss hier auf Garmin verweisen weil ich nur damit eigene Erfahrungen habe, Evtl ist es bei TomTom und anderen ähnlich.) Es werden z.T. Zusatzinformationen angeboten wie Steigung oder Gefälle, Kalorienverbrauch u.a. Verwendet man die App oder das Navigationsgerät zusammen mit einem Herzfrequenz-Brustgurt o.ä. kann man auch die Herzfrequenz der am jeweiligen Punkt der Route ablesen.
Auch für die teureren Garmin-Geräte gilt aber: echte Navigation mit dem Rad ist “dank” nicht vorhandener Sprachführung oft nicht möglich, je nach Modell ertönt lediglich ein Piepton, wenn man abbiegen muss. Man muss die Karte bzw. das Display immer im Blick haben. Bei neueren Geräten gibt es Sprachansagen – allerdings nicht über das Gerät selbst sondern über per Bluetooth gekoppelten Lautsprecher oder Smartphone. Die Radkarten der von mir kurz ausprobierten Apps beruhen alle auf OpenStreetMap (OSM) bzw. des Ableger OpenMTBMap. Auch die Karten auf den Garmin-Geräten (fürs Wandern und Radfahrern) beruhen auf OSM. Ähnlich Wikipedia kann jeder helfen, diese Karten zu verbessern.
Kleine Zusammenfassung
Egal, ob man nur eine Aufzeichnung oder richtig Navigation mit dem Fahrrad möchte: zum Testen kann man zunächst die diversen Apps testen. Viele Apps sind separaten Geräten überlegen. Wer eher auf ein ausgeklügeltes Training Wert legt, ein spritzwassergeschützes Gerät möchte oder einfach den Smartphone-Akku schonen möchte, der kommt um ein separates Gerät kaum herum. Für ausgedehnte Touren sollte ein Akku-Pack im Gepäck sein. Nicht ganz unwichtig: trotz aller Technik kann ein gesunder Orientierungssinn oder eine normale Landkarte nicht schaden ;)