Zur Barbarossahöhle und zum Kyffhäuser – ein Scheitern

Ein Besuch bei der Verwandtschaft in Thüringen war geplant. Diesmal musste auch das Rad mit. Die Idee war, mit Rad von Walschleben bis Artern mit Rad zu fahren und dabei an der Barbarossahöhle und beim Kyffhäuser-Denkmal vorbei zu schauen. Am Vorabend der geplanten Tour tobte über dem Thüringer Becken ein heftiges Gewitter.

Da ich die Gegend überhaupt nicht kenne, wollte ich mich durch komoot navigieren lassen. Als Option für die Routenplanung habe ich “Mountainbike” angegeben. Ob das eine gute Idee war?

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So stellt Komoot das Höhenprofil der geplanten Tour von Walschleben nach Artern dar.
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lt. App eine eher schwere Tour. Pkt 1 wäre übrigens die Barbarossahöle, Pkt. 2 der Kyffhäuser, A ist Walschleben, B ist Artern

Am Morgen der Tour wurde nach dem Frühstück erstmal der Rucksack gepackt. Große Wasserblase, paar  Müsliriegel, Magnesium, Ersatzschlauch, Regensachen. Es folgte aber zunächst eine Autofahrt  von über einer Stunde nach Walschleben. Dort noch etwas Palaver mit der Verwandtschaft und gegen Mittag ging es endlich los.

Das Wetter: warm, vorüberziehende, dunkler Wolken, zunächst bedeckt. Durch das starke Gewitter am Vorabend recht hohe Luftfeuchtigkeit.

Zunächst ging es Richtung Ringleben/Gebesee, ein Stück den Gera-Radweg entlang. Radweg scheint mir fast etwas übertrieben. Zumindest das Stück, das ich befuhr, war ein höchstens 50 cm schmaler Asphaltstreifen auf dem Damm an der Gera. In Ringleben fing es leicht an zu regnen. Also kurz die Regenjacke übergezogen. Kurz hinter Ringleben ging es  abseits der asphaltierten Straßen über Feldwege,  fährt man ein ganzes Stück parallel zu einer Eisenbahnstrecke . Zumindest gefühlt geht es ständig bergauf –  ganz leicht.  Zum Teil sind es ganz normale, festgefahrene Feldwege, aber auch Wege, die man kaum als solche erkennen kann, weil nur einmal im Jahr ein Trecker dort am Feldrain entlangfährt. Durch die Regenfälle am Vorabend war der Boden recht feucht. Er federt ganz leicht und klebt am Reifen.

Bei Henschleben (nach ca. 10km) kam ich an das Hochwasserrückhaltebecken bei Straußfurt. Komoot lotste mich auf die Umrandung/Staumauer des Beckens. Die Schilder, dass das nicht erlaubt ist…ich habe sie nicht so richtig gesehen… Hier konnte ich die Fahrt aber nicht fortsetzen. Vielleicht war die Mauer mal befahrbar – für mich war an einem Tor Schluss. Es gab keine Möglichkeit das Tor zu umgehen. Also abgebogen Richtung Hauptstraße direkt nach Straußfurt. Koomot hat die Route schnell angepaßt bzw neu berechnet. Ich wollte allerdings klüger sein und abkürzen – was mir nicht gelang. Mehrere Gleise in Bahnhofsnähe ließen sich nicht so einfach überqueren, wie ich dachte. also zurück und durch die Stadt durch.

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Hochwasserrückhaltebecken bei Henschleben, kurz vor Straußfurt

Das Stück durch Straußfurt war einer der wenigen Abschnitte, wo ich auf oder an einer Hauptstraße unterwegs war. Hinter Straußfurt blieb ich ca. 2 km auf der B4, hier gibt es leider keinen Radweg. Nach diesen 2 km bog ich nach links Richtung Schilfa ab. In der Mitte dieser kleinen Siedlung geht es dann nach rechts und ich verließ die befestigten Wege wieder. Es geht sofort eine Anhöhe mit lt. Komoot 10% Steigung hinauf. Oben angekommen findet man eine kleine Schutzhütte. Hier habe ich erst mal Pause gemacht – und die Regenjacke wieder ausgezogen. Es ging dann weiter über feuchte Feldwege und nach kurzer Zeit habe ich nochmal die B4 überquert.

Fast schnurgerade zieht sich der Feldweg (hier mal vor Jahren aspahltiert, mittlerweile ist davon fast nur noch “Schotter” übrig) bis Ottenhausen. Hier gibt es zwar ein paar Abschnitte mit Gefälle – aber auch einige recht steil ansteigende Abschnitte sind zu überwinden. Hinter Ottenhausen folgt ein Stück wenig befahrener Landstraße bevor man wieder auf Feldwege einbiegt. Nach einer längeren Steigung machte ich auf dem “Gipfel” eine kleine Pause. Müsli-Riegel, “Gummibärchen” und vorsichtshalber etwas Magnesium. Für ein paar Minuten habe ich mich einfach ins Gras gelegt. Dann ging es weiter.

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sieht harmlos aus

Ich gelangte durch Niederbösa um hinter diesem Ort erneut auf unbefestigte Wege zu gelangen. Feldweg ist hier fast übertrieben. Es war mehr ein Wanderweg bzw Pfad.  Hier hörte ich von Links geradezu, wie wieder Regen näher kam, ich konnte gerade noch rechtzeitig die Regenjacke überziehen. Zum Glück regnete es nicht zu heftig und auch nur relativ kurz – also Jacke wieder aus. Es war einfach zu warm, um ständig mit Jacke zu fahren.

Ich fuhr weiter wie Komoot mich lotste. Es ging Richtung Oberbösa. Erneut längere, sanft ansteigende Abschnitte – Komoot sagt hier wieder 8-10% Steigung. Es sah nicht wirklich steil oder schlimm aus – aber es waren oft recht lange Abschnitte, das war anstrengender, als befürchtet. Der Untergrund war mittlerweile fast schon schmierig. Man rutschte zwar nicht wirklich weg, es kam mir aber fast so vor, als würde mich der Boden festhalten.

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es scheint nicht sehr steil zu sein – aber es zieht sich sehr in die Länge und der Boden scheint die Reifen festhalten zu wollen

Oberbösa lies ich rechts liegen. Hinter dem Ort bog ich auf eine einsame Landstraße, kaum befahrener als ein Feldweg. Der asphaltierte Untergrund war geradezu erholsam. Links und rechts der Straße standen Obstbäume – leider war zu diesem Zeitpunkt nichts reif – oder nichts mehr dran. Nach 1 km ging es von dieser Nebenstraße zurück auf Feldwege. Es wurde wieder steil (?) und es begann wieder zu nieseln….

Zum ersten mal auf dieser Tour gelangte ich in einen Wald – nicht nur eine Baumgruppe sondern ein richtiger Wald. Der Weg war nass aber gut befahrbar. Hier habe ich eine Anweisung von Kommot mißverstanden und wieder eine kleine Schleife gemacht. Es ging mal nicht bergauf sondern bergab. Etwa 2 km mit bis zu 20% Gefälle auf z.T. groben Schotter. Es hat mächtig Spaß gemacht – aber zu schnell werden wollte ich auch nicht….

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Hier ging es ordentlich bergab – endlich mal nicht bergauf mühsam treten.

In einer Ortschaft namens Göllingen erreichte ich wieder bewohntes Gebiet. Es ging ein Stück auf Landstraße bis zum ehemaligen Bahnhof des Ortes. Dort bog ich auf einen Radweg ein. Was heißt Radweg – es war eine Rad-(Auto-)Bahn. Die Gleise waren hier zurückgebaut und an deren Stelle ein Radweg angelegt. Dieser enthielt getrennte Fahrspuren für jede Richtung, an Kreuzungen mit Rad- oder Wanderwegen waren aufwendige Schikanen aufgebaut und alles war super ausgeschildert. Die nächsten 3km fuhren sich somit richtig gut.

In Rottleben endete der Radweg. Hier fuhr ich kurz durch den Ort. Anschließend folgte ich wieder ein Stück einer wenig befahrenen Nebenstraße. Das erste Ziel – die Barbarossahöhle – sollte schon ganz in der Nähe sein. Nicht mal 1km bis zum Ziel wurde mir angezeigt. Vor 2 Jahren war ich mal mit Auto dort – aber irgendwie hatte ich die Gegend anders in Erinnerung. Es ging von der Straße runter in Richtung einer lockeren Ansammlung von Häusern. Die unbefestigte Nebenstraße wurde zum Feldweg, der Feldweg zum Pfad. Eine kleine Steigung, eine Kurve – und plötzlich war man am Parkplatz vor der Barbarossahöhle. Auf zur nächsten Imbissbude und erstmal ein Weizen geholt.

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Knapp 50 km lagen hinter mir, 4,5 Stunden unterwegs, davon 3 Stunden 40 Minuten im Sattel. Es kam mir wirklich mehr vor. 430 Höhenmeter zeigen mir Komoot wie auch Strava an. Der Plan war, dass die Barbarossahöhle eigentlich nur ein erstes Zwischenziel ist. Von hier sollte es weiter Richtung Kyffhäuser-Denkmal gehen, dann nach Artern. Das Problem: es war mittlerweile 16 Uhr. Bis zum Kyffhäuser-Denkmal wären es noch knappe 10km – und 330 Höhenmeter, bis Artern 25 km. Ich hatte schlicht keine Lust mehr. Komoot sagte dazu: “Schwere MTB-Tour. Gute Grundkondition erforderlich…Rad evtl tragen müssen” Heute nicht mehr. Der Kyffhäuser muss warten. Schaffen will ich das schon noch mal – aber an der Barbarossahöhle haben ich mich doch von meiner besseren Hälfte abholen lassen.

Bis zur Barbarossahöhle wird die Tour als “mittelschwer” gekennzeichnet. Das Höhenprofil und die Wege bzw. Oberflächenbeschaffenheit in den folgenden Fotos:

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So sah dann die tatsächlich gefahrene Route aus – inkl aller Irrungen und Wirrungen:

Hätte ich als Routing-Option “Fahrrad” oder “Fahrrad mit Schotter” gewählt, wäre die Route nur etwa 5m km länger gewesen und hätte keine 200 Höhenmeter gehabt. Mal sehen, wie ich es beim nächsten Versuch mache.

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Der Dreck am Rad war nicht das schlimmste. Entscheidender wa eher der feuchte, klebrig-zähe Boden der die Räder scheinbar festhalten wollte.

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