Seit ich Radfahren kann war es für mich ganz normal: in einen Reifen gehört ein Schlauch. Daran hat sich für mich auch viele Jahre nichts geändert. Die Reifen habe ich etwa einmal im Jahr gewechselt. Nur bei Bedarf habe ich den Schlauch auch getauscht. Zwischendurch wurde er meist mehrfach geflickt. Dann erzählte mir Jens,wie gut es rollt, seit er schlauchlos fährt. Ich bin zwar kein Gramm-Zähler, aber so ganz wollte ich nicht einsehen, warum ich mir noch ca. 60g Dichtflüssigkeit in den Reifen kippen sollte. Zwar ist ein Schlauch schwerer – aber die Reifen, die als “tubless ready” angeboten werden sind es auch – im Gegensatz zu “liteskin” Reifen für deren Dichtheit (bei Verwendung ohne Schlauch) der Hersteller aber keine Garantie übernimmt.
Da wäre ich aber schon in den Details. Für schlauchlos gibt es 2 Möglichkeiten. Zum einen richtiges “tubeless” (UST – universal sytem tubeless). Dafür gibt es richtige tubeless-Reifen, die zugehörigen UST-Felgen weisen ein besonders geformtes Felgenhorn auf. Der Reifen dichtet selbst an der Felge ab – wie bei Autoreifen. Dichtmilch wird hier eigentlich nicht benötigt. Die Reifen müssen stramm auf der Felge sitzen. Dadurch und durch das spezielle Felgenhorn ist die Montage recht schwierig.
Die wohl weiter verbreitete Variante ist die “tubeless ready”-Variante. Viele normale Reifen sind heutzutage “tubeless ready”. Eine Ausnahme bieten oft nur die extrem leichten Reifen der Hersteller die als Race-Version oder Lite-Skin angeboten werden. Die (vorhandenen) Felgen werden hierbei mit speziellem, klebendem Felgenband abgedichtet. In den montierten Reifen wird Dichtmilch gefüllt. Manch einer füllt das Dichtmittel ein, dass in manchem Auto als Ersatzrad-Ersatz vorhanden ist, ich verwende Doc Blue.
Es gibt noch einen Vorteil der Variante mit der Dichtmilch: kleine Löcher durch Dornen oder Nägel werden sofort abgedichtet. Wobei man natürlich auch in die UST-Reifen Dichtmilch einfüllen kann.
Kommt es zu einen Durchstich durch Dornen, Reißzwecken oder ähnlichem, so dichtet die Dichtmilch das Leck augenblicklich ab. Beim Fahren merkt man nichts. Winzige Mengen an Dichtmilch gehen dabei natürlich verloren und alle paar Wochen muss auch etwas nachgepumpt werden – je nachdem, wie dornenreich eben die letzten Touren waren.
Es gibt natürlich auch Situationen, in denen auch die Dichtmilch nicht hilft: bei größeren Schäden (aufgerissener Reifen durch Scherben oder Steine, Schäden am Felgenhorn) ist dann auch hier die Luft raus. Ein Ersatzschlauch sollte man also weiterhin dabei haben.
Nachdem ich 2015 auf meinen Runden mehrfach den Schlauch flicken musste, habe ich mich dann auch für schlauchlos entschieden. Ich hatte mir mehrfach etwas eingefahren und etwa 2mal durch Snakebites Löcher im Schlauch eingehandelt. Der Reifen, den ich gerade fuhr, war “tubeless ready”, die Felgen meiner Laufräder haben von innen keine Bohrungen für die Speichennippel – somit entfiel sogar das Felgenband.
Ich fahre jetzt etwa 2 Jahr schlauchlos mit ca. 2 Bar. In dieser Zeit hatte ich keinen einzigen Platten, weder Snakebite noch Undichtigkeiten durch Dornen o.ä. . Wenn das Rad ein paar Tage stand, kann man am Reifen erkennen, wo in etwa Durchstiche sind. Derzeit komme ich auf etwa 20 – je Laufrad! Nicht jeder davon hätte wohl auch einen Schlauch durchstochen, einige aber wohl doch. Ich habe beim Fahren nichts bemerkt. Alle paar Wochen pumpe ich etwas Luft auf. Einmal im Jahr oder vor längeren Touren fülle ich etwas Dichtmilch nach.
Einziger Nachteil: die Erstmontage. Ich verzweifel immer daran, den Reifen erstmalig dicht zu bekommen. Zwar geht der Reifen ganz normal auf die Felge – aber er dichtete dabei eben noch nicht richtig ab. Selbst mit einem kleinen Kompressor bekomme ich nicht so schnell genug Luft auf den Reifen, dass er in die richtige Lage springt. Bis die Reifenflanken am Felgenhorn anliegen, dauert es bei mir immer.
Ich befolge deshalb in letzter Zeit immer diesen Tipp. Hierbei wird der Reifen zunächst normal mit Schlauch montiert und der Schlauch aufgepumpt bis der Reifen sitzt. Dann wird die Luft wieder abgelassen und der Schlauch so vorsichtig entfernt, dass der Reifen mit einer Flanke ordentlich auf der Felge sitzen bleibt. Manchmal hilft auch, den Ventileinsatz aus dem Ventil zu entfernen und den Kompressor direkt anzusetzen. Ohne Ventileinsatz kommt in kürzerer Zeit mehr Luft durch das “Ventil”. Das ist zugegeben alles etwas fummelig. Zum Glück ist das nur etwa einmal im Jahr nötig. Ist das geschafft, habe ich bisher keine Probleme gehabt.
Bei manchem Hersteller scheint es aber Probleme zu geben – zumindest lt. diverser Foren. Hier wird die Dichtmilch angeblich zum Teil über die Seitenwände ausgeschwitzt bzw. muss man die ersten Tage nach Montage öfter Luft nachpumpen. Da wird dann geraten, den Reifen innen mit Seifenwasser auszuwaschen und ähnliches. Von solchen Umständen bin ich bisher verschont geblieben.